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| Berichte | 09.05.2018

Was macht mehr Sinn: Plug-In-Hybrid oder rein elektrisch?

Die Automobilhersteller zeigen grosses Interesse für aufladbare Hybride (PHEV). Es ist offensichtlich, dass deren Emissionen davon abhängen, wieviel sie im elektrischen Modus (Charge Depletion, CD) und wieviel mit Verbrennungsmotor (Charge Sustaining, CS) gefahren werden: also schlussendlich hängt der Emissionsausstoss vom Benehmen des Fahrers ab.

Um dieses Problem zu lösen, hat der Gesetzgeber, mit dem R101 Reglement der Europäischen Nationen (https://www.unece.org/?id=39146) festgelegt, dass Verbrauch und Emissionen gemessen werden, in dem die Batterien entladen und dann noch 25 km Distanz im CS-Modus gefahren werden.

Dem BMW 330e z.B. welcher im europäischen Zyklus (NEDC) 39 km elektrische Reichweite erklärt, wird vom R101 eine elektrische Benutzung für 61% der zurückgelegten km beigemessen. Seine NEDC-Emissionen belaufen sich auf 44g CO2/km. Ab 2019 wird jedes Gramm pro CO2 km über die 95 mit 142.50 CHF sanktioniert. In dieser Perspektive können wir sagen, dass jeder verkaufte 330e für BMW, in Form von vermiedener Sanktionen oder zu benutzender Boni für das Ausgleichen der Strafmassnahmen, welche deren verkauften Autos mit höheren Emissionen zahlen müssten, einen Wert von CHF 7'267.50 (95-44=51x142.50) hat.

Können wir behaupten, dass PHEVs für die Gesellschaft als Ganzes ein gutes Geschäft sind?
Als Erstes müsste man wenigstens die Well-to-Wheel-Emissionen berechnen (WtW, s. www.optiresource.org), die also auch die Emissionen berücksichtigen, die, bei der Herstellung von Brennstoff/Elektrizität produziert werden.
Somit müssten wir den 44 g CO2/km (Emissionen auf Strasse) zusätzliche 25 g hinzurechnen (Emissionen, die bei der Herstellung von Brennstoff/Elektrizität entstehen, s. http://www.verbrauchskatalog.ch), d.H. umgerechnet also ein Geschenk von CHF 3'562.5 (25x142.50), nur weil die Gesetzgebung nicht einen WtW-Ansatz verfolgt (der Leser kann sich selbst eine Idee über das Ausmass des Gewinns in Ländern machen, in denen Elektrizität weniger sauber ist als in der Schweiz). Ein weiteres Geschenk ergibt sich aus der Messung der elektrischen Reichweite auf dem nicht sehr realistischen europäischen NEDC-Zyklus: Die Benutzung wird nach CD-Modus überschätzt und somit werden die Emissionen unterschätzt.

In dem man einen realistischeren Zyklus anwendet (s. https://www.fueleconomy.gov/feg/Find.do?action=sbs&id=39407), ergeben sich beim 330e 23km elektrische Reichweite: es genügt pro Tag 50km zurückzulegen ohne Möglichkeit einer Zwischenladung, um nach CD-Modus die tatsächliche Benutzung zu erlangen, die viel niedriger ist, als diejenige, die von der R101 vorgesehen ist – mit den leicht vorstellbaren Auswirkungen auf den Emissionsstand.

So haben PHEVs schlussendlich, von der gesellschaftlichen Ebene aus gesehen, nur dann Sinn, wenn hauptsächlich, um nicht 100%tig zu sagen, im elektrischen Modus genutzt. Aber dann fragt man sich, wieso nicht direkt ein rein elektrisches Fahrzeug fahren?

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Manfred
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7
Feb. 2018
Manfred (Oberösterreich, Austria) sagt…

Seit September 2017 fahre ich den Hyundai Ioniq electric. Der Verbrauch im Winterhalbjahr (Wärmepumpe, Sitzheizung) lag im Durchschnitt unter 14 kWh/100 km. Der aktuelle Verbrauch ist auf dem Foto im Anhang zu sehen, ebenso die aktuelle Reichweite bei 99 % Akku-Ladestand (28 kWh-Akku!). Zugegeben achte ich dabei auf ökologische Fahrweise. Der Strom kommt momentan noch von WEB-Grünstrom - https://www.windenergie.at/page.asp/-/3240.htm - dem Ökostrom-Sieger Österreichs, demnächst zum überwiegenden Anteil von der eigenen PV-Anlage.

Meine Meinung: Billiger und umweltfreundlicher geht nicht!

Zuletzt fuhr ich 10 Jahre den Prius. Für mich ist gegenwärtig Hybrid und auch PHEV das krampfhafte Festhalten am Verbrennungsmotor, mit dem Wissen, dass er schon jetzt ein Fossil ist. Warum ein PHEV dann auch noch billiger als ein BEV ist wird kaum jemand je verstehen!

Für Martin hier im Forum: https://www.pv-magazine.de/2018/02/28/wasserstoff-dont-give-up/

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Urs Salvisberg
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6
Feb. 2018
Urs Salvisberg (Langenthal, Switzerland) sagt…

Ich fahre seit über 6 Jahren mit dem Opel Ampera einen der ersten PEHV. Natürlich wird mein nächstes Fahrzeug ein Vollelektrisches sein.

Wenn man die Sache aber mit "potentiellen Umsteigern" diskutiert, hört man vielfach schon noch die bekannten Argumente (Reichweite, Ladezeit), die man eigentlich nur durch persönliche ErFAHRUNG wirklich ausräumen kann.

Für die Gesellschaft (bzw. für die Umwelt) ist auch ein PEHV von Vorteil, jedenfalls wenn das Modell eine elektrische Reichweite im Bereich des Ampera erreicht. Mit inzwischen über 155'000 km bin ich bei einem Lebensdauerverbrauch von 2.1l Benzin pro 100km - also bei rund einem Drittel eines vergleichbaren Fahrzeuges.

Ein wesentliches Problem bei PEHV und insbesondere deren elektrische Nutzung liegt aber in der Preisstruktur vieler öffentlicher Ladestationen. Hybride haben nun mal eine kleine Batterie und laden meist nur langsam - mit pauschalen oder zeitabhängigen Tarifen ist man da immer krass im Nachteil.

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Bernhard
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1
Mai 2018
Bernhard (Bavaria, Germany) sagt…

Die bisherigen Kommentatoren kennen offenbar nur die derzeitigen mickrigen PHEVs. Der gute PHEV ist ein Elektroauto mit RangeExtender, wie es der Opel Ampera war (Gott hab ihn selig). Dort läuft der kleine Verbrenner immer im optimalen Arbeitspunkt - wenn er überhaupt mal läuft; der Elektroantrieb macht alles alleine (bis 160 km/h), und der Bordcomputer meldet, wenn das Benzin im Tank zu alt wird (1 mal im Jahr). In USA gibt es ihn noch (Volt). Meiner ging an einen Nachbesitzer, der einen Verbrauch von 0,2 l Benzin/100 km meldet.

Also - ganz klar: es kommt auf das Fahrprofil an, ob man einen BEV oder einen PHEV benutzen kann. Ich hatte beides

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Hülsmann-E.
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1
Mai 2018
Hülsmann-E. (Nordenham, Lower Saxony, Germany) sagt…

Hybride die dann in Deutschland die Ladesäulen blockieren braucht keiner.

Ein Hybrid ist nichts halbes und nichts ganzes, für mich reine Geldscheffelei der Automobillobby.

Der Dumme ist der Kunde der nach 5 Jahren bemerkt das er ein wertloses Auto vor der Tür stehen hat.

Hypride nein danke nur voll elektrisch ist sinnvoll.

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Björn
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1
Mai 2018
Björn (Baden-Württemberg, Germany) sagt…

Ich finde, ein PHEV macht sehr wohl sehr viel Sinn. Wenn man schaut, das der durchschnittliche Bürger gerade einmal 50km pro Tag zurück legt, ist es eigentlich nicht sinnvoll 70-100kWh durch die Gegend zu schleppen.

Hierzu gibt es übrigens auch eine Studie des Frauenhofer ISI zusammen mit KIT:

https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2017/presseinfo-26-2017-plug-in-hybridfahrzeuge.html

 
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